und daß jene Krankheit, durch die sie sich den Forderungen der Schule und des Vaterhauses entzog, die erste Äußerung ihres transparenten, gleichsam für einen ihr unbekannten Gefühlsstrahl durchlässigen Verhältnisses zur Welt gebildet hatte. !« ?« »Teilst du jetzt ihre Anstrengungen für das Gute, Wahre und Schöne?« Priv.-Doz. Sie erzählte, daß Diotima in der Behandlung ihres Gatten von der Voraussetzung ausgehe, daß sie ihn von der Angst vor ihr befreien müsse, und daß sie sich dadurch auch ein wenig mit seiner ›sexuellen der Naturlaune, werden wir fortab gleich alt, gleich groß, gleichen Haares, in gleich gestreiften Kleidern und mit der gleichen Schleife unter dem Kinn durch die Gasse der Menschen wandeln; ich mache dich aber aufmerksam, daß sie uns halb gerührt und halb spöttisch nachblicken werden, wie es immer geschieht, wenn sie etwas an die Geheimnisse ihres Werdens erinnert.« ›Das ist das Leben nicht!‹ sagen sie. Die Leidenschaft, durch deren Wirken Bonadeas Leben in solche Gegensätze aufgeteilt wurde, entsprang zutiefst nicht der Sinnlichkeit, sondern dem Ehrgeiz. War Agathe aber wirklich eine solche Natur? Diotima geht von einer Entdeckung aus, die sie ›die ständige Lustbereitschaft der Frau‹ nennt. Damit war aber Professor Hagauers Geist auch schon unversehens vor Knopf a) bis e) Surways oder einer äquivalenten Knopfreihe niedergesetzt worden und empfand frisch belebt die Schwierigkeiten in der Deutung des von ihm zu beobachtenden Ereignisses. Er ergreift »Und du bist auch der einzige Mensch, mit dem ich so darüber sprechen kann. sind, kann sich kein Mensch eindeutig ausdrücken: unter ihrem Touristenhut Und Clarisse hatte gesagt: Man muß die Musik »bis zu Ende« spielen. »So?« sagte Siegmund und überlegte es. Diese Wirkung !« fragte er, als er damit fertig war. Vorstellungen wie Ich, Gefühl, Güte, andere Güte, Böse, von denen er großen Gebrauch gemacht hatte, so persönlich und zugleich so hoch-hinaus und luft-dünn allgemein seien, wie es eigentlich nur den moralischen Erwägungen sehr viel jüngerer Menschen entspräche. ich nicht gesagt. Aber erschöpft und zitternd mußte sie sich nach einer Weile abermals eingestehn, daß sie »Gott« gerade so deutlich gefühlt habe wie einen Mann, der hinter ihr stünde und ihr einen Mantel um die Schulter legte. Denn Ulrich gehörte zu den Bücherliebhabern, die nicht mehr lesen mögen, weil sie das Ganze des Schreibens und Lesens als ein Unwesen empfinden. Du hast dich dem Reichtum des Menschlichen und Sittlichen verweigert, den auch ein bescheidenes Leben zu bieten vermag, und selbst wenn ich annehmen müßte, daß du dich dazu durch irgend etwas berechtigt gefühlt haben könntest, hättest du dem Leben, wie es ist, das Gute herauspressen. Bonadea gab ihm eine kleine Ohrfeige und ordnete mit nervösen Fingern vor dem Spiegel ihr Haar. Ich habe den Charakter und die Pflichten eines Mannes erworben! »Vulpius.« »Kannst du dich denn so beherrschen?« fragte er. Eine doppelte Sprache bedeutet aber ein doppeltes Leben. »Clarisse ist natürlich ein ungewöhnlicher Mensch!« begann er abermals. Er hob den Kopf, senkte ihn aber sogleich wieder, denn sein Verlangen war schon auf die Schlußstelle gerichtet, deren urbane Amtswürde nun seine Stimme mit ästhetischer Genugtuung unterstrich: »›Des weiteren bleibt es« las er vor »der Statthalterei ja jederzeit vorbehalten, etwa einlangende Einbürgerungsgesuche einzelner solcher öffentlichen Funktionäre, insoweit dieselben vermöge besonders langer Kommunaldienstzeit bei tadelloser Haltung einer ausnahmsweisen Berücksichtigung würdig erscheinen, individuell einer wohlwollenden Behandlung zu unterziehen, und es besteht bei der kaiserlich-königlichen Statthalterei die Geneigtheit, in solchen Fällen über etwaiges Einschreiten unter voller Wahrung ihres Standpunktes bis auf weiteres von einer sofortigen Durchführung dieser Verordnung abzusehen.‹ So hätte die Regierung immer sprechen sollen!« rief Graf Leinsdorf aus. Und es sagte Ulrich: »Du kennst Walter: wir mögen uns längst nicht mehr; aber wenn ich mich auch über ihn ärgere und ebenfalls weiß, daß ich ihn reize, Das hatte als die »Geschichte mit der Frau Major« begonnen, und die späteren Erfahrungen waren nicht groß, aber immer die gleichen gewesen. recht aufgefaßt und gewußt hatte, was sie wollten. »Aber ich Linie an der Spitze eingedrückt. Nachdem sie genügend darüber nachgedacht hatte und wieder kühn geworden war, kam sie dahinter, daß die Bedeutung des von ihr erlebten Vorgangs gar nicht in jener »Sonnenverfinsterung« gelegen habe, von der ihre körperlichen Empfindungen befallen worden waren, sondern hauptsächlich eine einem zweiten Angriffspunkt und fand ihn. Er sucht deshalb den Chef des Pressedepartements auf, der seinen Kanzleidirektor ruft und ihm aufträgt, einen Faszikel über den Preußen anzulegen. Besser noch kennt er seinen Kollegen Hagauer, den er als verdienstvollen Lehrer bezeichnet. Und sie ist besser als wir, wenn sie verlangt, daß wir alle uns ändern und uns ein tätigeres Gewissen, gleichsam eines ohne Ende, ein unendliches, aneignen sollen. Auch: Du Himmlische! »Als Seine Majestät im Jahre achtzehnhundertachtundvierzig den Thron bestieg, zu Olmütz, also gleichsam Und überdies war er auch noch stolz darauf. Verstehst du jetzt?« höchst anmaßenden Kreis gefiel ihrem Bruder. Aus dem Nachlaß hg. klugen Frau durchschaut werden, ohne dadurch im mindesten an Anziehung auf sie zu verlieren, begannen ihn mit den Fäden ihres leuchtenden Irrsinns zu umstricken. Aber auch ich muß doch etwas lieben können, und da ist eine Siamesische Schwester, die nicht ich noch sie ist, und geradesogut ich wie sie ist, offenbar der einzige Schnittpunkt von allem!« »Sieh doch,« begütigte er und wich zurück, weil er sich von solcher Genauigkeit der erheischten Antwort überrascht sah »das haben wir ja alle in uns, diese intellektuelle Neigung für das Ungesunde, Schauerliche und Problematische, wir geistigen Menschen; aber –« Sie durfte ihn auch anfassen, und er konnte es ihr nicht verwehren. Trotzdem konnte er nicht verhindern, daß sich sein Gefühl darauf in einer Weise einließ, als hätte es die unverkennbaren Anzeichen einer Tatsache vor sich, auf die es jahrelang gewartet habe. Da nun geschah es auch, daß Diotima, welche die schöngeistige Fähigkeit besaß, unter mehreren Möglichkeiten triebhaft jene schlechteste zu wählen, die öffentlichen Erfolg verbürgt, den Griff tat, durch den Ulrich und Agathe dauernd ihren Platz im »Ich weiß doch auch, daß durch Gleichgültigkeit und durch die Leichtigkeit, mit der man sich heute ein gutes Gewissen beschaffen kann, weit mehr Menschenleben zugrunde gerichtet werden als durch den bösen Willen einzelner! Ohne zu zweifeln, ja mit einer gewissen Genugtuung nahm sie zu Kenntnis, daß sie nicht besonders klug sei: sie hatte eben zuwenig gelernt. »Man muß zu einem Zweck auf der Welt sein. Während dieser Zeit Und gerade darin liegt der Sinn, der geradezu revolutionäre Versuch der Verfassung von achtzehnhunderteinundsechzig: Besitz und Bildung hätten an seine Seite treten sollen. Die ihm auferlegte Aufgabe, den Schritt in das Neue hinein zu tun, schien keinen Abstrich zu dulden. Man kann Gott lieben, man kann die Welt lieben; ja vielleicht kann man überhaupt nur Gott oder die Welt lieben. in der hell harten Welt vor, um den ein weites Intervall lag. Erlaucht und drehte wohl eine Minute lang den Daumen der einen Hand um den der andern, wie er es immer tat, wenn ein schweres Nachsinnen in ihm arbeitete. von sich, den er in der herkömmlichen Vorstellung »Pflichten eines älteren Bruders« einquartiert hatte, viele Entscheidungen, zu denen er sich in ganzer Person unbestimmt verhielt, wenn er sie nicht gar mißbilligte. Brüderlein und Schwesterlein sagen Vater und Mutter zueinander, wenn sie einen kleinen Schwips haben.« »Eine kleine Ehrlosigkeit ist gut wie süß oder sauer,« belehrte er jetzt seinen Schwager »aber wir sind verpflichtet, sie solange in uns zu verarbeiten, bis sie dem gesunden Leben zur Ehre gereicht! Zumindest liegt darin etwas von einem Flegeljahrhundert, wie es schließlich in den Jahrhunderten ebenso wie in den Jahren geistige Entwicklung entsteht. Walter ist auf ihn eifersüchtig, und im Gespräch mit Clarisse platzt er los: „Nichts ist für ihn fest. „Ich habe nicht gewusst, dass wir Zwillinge sind!“, sagte Agathe, und ihr Gesicht leuchtete erheitert auf. »Wir haben halt jetzt wegen der Schreierei auf der Straße vor meinem Haus, die Sie ja noch mitgemacht haben, eine ›Enquete zur Feststellung der Wünsche der beteiligten Kreise der Bevölkerung inbezug auf die Reform der inneren Verwaltung‹ eingesetzt« erzählte Graf Leinsdorf. selbst entzückend fand, sogleich aber auch als entzückend weitererzählte, was sie anfangs gehört hatte, daß sich nämlich ihr Vetter und ihre Kusine, die unter romantischen Umständen nach fast lebenslanger Trennung wieder vereint worden seien, fortab die Siamesischen Zwillinge nennten, obwohl sie doch nach dem blinden Willen des Schicksals bisher fast das Gegenteil davon gewesen wären. Ach, ich weiß ja selbst nicht, was ich meine,« unterbrach sie sich heftig »ich hatte gehofft, daß du es mir erklären wirst!« Der Graf antwortet sogleich mit einem Vorschlag: Die Deutschen beabsichtigen, das 30-jährige Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelms II. „In Österreich ist alles das noch nicht so entwickelt. Achseln über ihr Leben und wandte sich mit dem festen Willen wieder an ihr Bild, darin eine Stelle zu entdecken, wo ihre Erscheinung schon dem Alter nachgäbe. »Ich werde dich vorher noch einmal anrufen und dann mit meinem Wagen abholen, das wird das beste sein!« Ein Handschuhgeschäft: welche Beziehungen und Erfindungen, ehe eine Ziegenhaut über eine Damenhand gezogen wird und das Tierfell vornehmer geworden ist als das eigene Fell! Die Wahrscheinlichkeit, etwas Ungewöhnliches durch die Zeitung zu erfahren, ist weit größer als die, es zu erleben; mit anderen Worten, im Abstrakten ereignet sich heute das Wesentliche, und das Belanglosere im Wirklichen. »Frigid ist,« erklärte der Meister »wenn eine Frau an der Umarmung der Männer kein Gefallen findet.« »Und?« meinte Bonadea. doch von dem Gedanken abgeraten zu sein, daß er eine Freundin Ulrichs vor sich habe, die diesem nun freilich unverständlich und irreführend ähnlich sah. Geschirr durch Licht und Schatten; er und seine Frau hatten es sich nicht nehmen lassen, aus ihrer eigenen Küche zu helfen, damit die gnädige junge Frau, wie sie es ausdrückten, wenn sie das letztemal in ihrem Elternhause speise, nicht schlecht bedient sei. Außer Tuzzi misstrauen auch Ulrich und Soliman dem preußischen Industriellen. Und die Absicht, Moosbrugger aufzusuchen, ist ebenso ehrlos wie –« Hier unterbrach sich Walter einen Augenblick, um den Nagel auf den Kopf zu treffen, und schloß mit den Worten: »wenn du am Krankenbett Gott anrufen wolltest!« Trotzdem befürchtete er nicht einen Augenblick, wovon er rede, könnte etwa für sie zu schwierig sein. Man könnte sie, die allenthalben in Kompanie mit der Grausamkeit des heutigen Lebens zu spüren sei, wahrhaftig die Schwesterliebe einer Zeit nennen, die für Bruderliebe keinen Platz habe, – sagte er sich, ärgerlich zusammenzuckend. ?« Ulrich fühlte einen starken Reiz und ein großes Unbehagen von diesen Gedanken; es kam ihm schwer vor, hier die Grenze zwischen neuen Ansichten und Verzerrung der gewöhnlichen richtig zu ziehen. »Gott, was geht dich denn Diotima an! Und sie konnte nicht umhin, schließlich etwas davon Walter mitzuteilen. Wieder einmal überblickte sie sich selbst und begriff sich kritisch. Trotzdem war es geradezu eine Nach-Sonnenuntergang-Einsamkeit und Grabeskälte, die er zu fühlen glaubte, während er beobachtete, daß Clarisse niemals zu ihm herübersehe, sondern mit dauernden Zeichen der Teilnahme Meingast anblicke. Er vergaß ganz die Frau, die wirklich vor ihm ging, war fern jedem Begehren und vielleicht nah der Liebe. So ›hälftet‹ sich die Menschheit physiologisch weiter, und die wesenhafte Einung steht wie der Mond vor dem Schlafzimmerfenster.« Bonadea richtete die Augen nachdenklich von ihm weg auf die Wand. „Der Mann ohne Eigenschaften“ setzt sich aus 161 Kapiteln zusammen, die hauptsächlich aus Beschreibungen, philosophischen Essays, mystischen und historischen Querverweisen sowie wissenschaftlichen Gesprächen und Abhandlungen bestehen. durch Ehrgeiz gehemmt wie ein Vorzugsschüler im Examen. Ein Versuch über den Roman (Carl Hanser Verlag, München 2013), Brigitta Westphal: Musil-Paraphrasen. Ihr Blick hielt den ihres Freundes fest. Wir besaßen uns ja noch nicht selbst; eigentlich waren wir überhaupt noch nicht, unsere persönlichen Zustände waren noch nicht deutlich von denen der Welt Das ist es. Die Kleider fliegen mir auf den Leib, wenn ich so – wie soll ich das nennen? Urfassung (1922). Erlaucht gesagt habe, aus der Mitte des Volks aufsteigt. – paßte nicht zu dem Ernst, dessen aus großer Höhe fallender Schatten zuweilen unbeabsichtigt das Herz der Geschwister schweigen machte. »Zum Schluß kommt dann eine Abordnung der Straßenbahnverwaltung in die Waggonfabrik und entscheidet über die Holzverschalung, den Anstrich, die Polsterung, die Anbringung der Arm- und Handstützen, der Aschenbecher und ähnliches,« dachte er nebenbei »und gerade diese Kleinigkeiten machen aus; und die rote oder grüne Farbe des Kastens macht es aus, und der Schwung, mit dem sie über das Trittbrett hineinklettern können, macht für zehntausende Menschen »Man sollte denken, daß Geschwister doch den halben Weg schon zurückgelegt haben müßten!« warf Agathe mit einer rauh gewordenen Stimme ein. »Und wenn sie diese Atmosphäre retten soll, so geht das nur noch so, daß Tuzzi und sie ihr Handeln auf das sorgfältigste überprüfen. Auch macht es durchaus nicht Lust zu sterben, wenn man einem andern dabei zusehen muß, und das Ableben ihres Vaters hatte sie mit Eindrücken gequält, deren Grauen von neuem hervorkam, seit sie nach der Abreise ihres Bruders allein in dem Haus zurückgeblieben war. Vielleicht war es sogar wirklich der Apfel der »Erkenntnis«, der diese Veränderung im Geiste anrichtete und das Menschengeschlecht aus einem ursprünglichen Zustand hinausstieß, in den es erst nach unendlichen Erfahrungen und durch Sünde weise geworden, wieder zurückfinden mochte. »Das neue Werk des großen Dichters« las er auf einer Papptafel, die neben fünfzehn gleiche, aneinandergereihte Bände gestellt war. »Schließlich könnte man doch auch sagen, daß meine starke Erlebnisfähigkeit einen physiologischen Überwert darstellt?« fragte Bonadea mit einem glücklich-zweideutigen Auflachen. Dieses Nebeneinander in einem Bett Liegen kam ihm jetzt höchst kindisch vor. Dabei dachte sie in einer natürlichen Einfalt, Ulrich werde zu allen Fragen schon die Antwort finden, solange bis der Alte wieder eingetreten war und die Gerührte gerührt betrachtete. Auf diese Weise schien Agathe alles, was sie umgab, viel verständlicher zu sein als sonst, aber vornehmlich beschäftigten sie noch immer die Gespräche mit ihrem Bruder. Die Dame, die ihn das bemerken Er hat neben seinem fragmentarischen Roman Der Mann ohne Eigenschaften (1930/32) Dramen, Erzählungen, Essays, Rezensionen sowie einen umfangreichen Nachlass hinterlassen. »Was werden Sie im Gebirge machen?« fragte er. Tag, der die Umgebung kupplerisch geheimnisvoll entschleierte, hatte ihn vom Bahnhof fort zu einem Spaziergang verlockt, um ihn mit beginnender Nacht zu verlassen, wo er sich ohne Gepäck in einem stundenweit entfernten Ort vorfand. »Der Arme!« dachte Ulrich unwillkürlich und bat »Also möchte ich dann wissen, wie sie das macht: Sei doch nicht auf einmal zurückhaltend!« heute deren Anmaßung mit freudigem Herzen Raum, denn du kannst mir schon glauben: je ernster es einer von denen meint, je weniger er bloß für die Unterhaltung sorgt, und für Bei solchen Erinnerungen schwur sich Bonadea, daß sie nie wieder die Beute eines dieser jäh auftretenden Stürme sein wolle, die Oben und Unten zusammenschlügen, und sie schwor sich das so lebhaft zu, daß sie sich schon, sofern sie nur streng bei ihren Vorsätzen bliebe, im Geist und ohne körperliche Bestimmtheit als die Geliebte des feinsten aller Männer sah, den sie sich aus den Verehrern ihrer großen Freundin heraussuchen wollte. Kurz bevor die eigentliche Romanhandlung einsetzt, kehrte der 32-Jährige aus dem Ausland nach Wien zurück. Das ist in einem Wahn anders! Denn die Göttliche, berühmt wegen der hochgeachteten und merkwürdigen Personen, die man allezeit bei ihr antraf, hatte das unangekündigte Auftreten Agathes anfangs sehr übel genommen, weil eine Verwandte, die nicht gefiele, ihrer eigenen Stellung viel gefährlicher werden konnte als ein Vetter, und sie wußte von dieser neuen Kusine genau so wenig, wie sie früher von Ulrich gewußt hatte, was der Allwissenden schon an und für sich ein Ärgernis bereitete, als sie es dem General einbekennen mußte. an, die unter einer Decke stecken.« Helle Wellen anmutiger Heiterkeit, dunkle Wellen menschlichen Vertrauens füllten die Räume aus, in denen er lebte, und nahmen ihnen die Natur eines Raums, worin er sich bisher nur nach seiner Willkür bewegt hatte. Wir andern beschaffen uns viel zu leicht ein gutes Gewissen. Mit „Der Mann ohne Eigenschaften“ wollte Robert Musil „nicht weniger leisten als eine Gesamtkonstruktion der Moderne“ (Inka Mülder-Bach: Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Seine zarte Leibesfülle und empfindsame Natur neigten zu fluchtartigem Rückzug aus so kniffligen Fast vorwurfsvoll erinnerte Agathe hatte sich geweigert ins Hotel zu ziehn und wollte bis zu ihrer Abreise, die zwischen Mitternacht und Morgen bevorstand, auf ihrem Platz bleiben. »Aber das ist doch weder kokett noch erotisch? Eine Kleinigkeit!« warf Stumm in seinem Verlangen hin, Fersengeld zu geben. Agathe nutzte Du lädst sie ein, wenn du glaubst, daß wir außer !« Clarisse machte das mit einer wilden Lust mit. Er erzählte plötzlich wieder weiter: »Als ich jünger war, habe ich versucht, gerade darin eine Stärke zu sehn. Gut, nicht ganz, das wäre doch ein gar unrühmliches Motiv. Statt dessen haben sich aber immer die Schwächeren nachgiebig verzogen und haben andere Nachbarn gesucht, die von ihnen verdrängt werden konnten; und nach diesem Muster vollziehen sich die menschlichen Beziehungen in ihrer Mehrheit noch bis heute, und alles wird dabei mit der Zeit von selbst gut. »Er muß!« rief sie aus. Dergestalt nahm auch Hagauer Agathens Abwesenheit anfangs arglos hin und bemerkte zunächst gar nicht, wie lange seine Frau ausblieb. Das Buch "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil wird in der deutschen Literatur als eines der gewaltigsten Werke bezeichnet. Bloß ein Grimmen lief über Clarissens Lippen, aber es verriet Mitleid mit seiner Ahnungslosigkeit und Widerstand. So bin ich« mit ihm tauscht. Er wußte, daß Agathe in wenigen Tagen eintreffen müsse, und hinderte nichts. »Ja doch! Sogar von dem matt goldenen Bier wurde Ulrichs Blick Er wußte, daß er nicht nur im Scherz, wenn auch nur als Vergleich, den Ausdruck »Tausendjähriges Reich« gebraucht habe. Agathe lächelte und sank allmählich in eine einsame Traurigkeit, deren Dunkel bald in das des Schlafs überging, ohne daß sie es in ihrer Übernächtigkeit merkte. Alles, was die Grenzen überschreiten möchte, die uns gezogen sind, ist ehrlos! wildgemachten Nächten ob solcher Entwöhnungskuren ihrem Vorbild schamlos und mit weiblicher Kundigkeit fluchte, sondern es war wieder die liebe alte Bonadea, der die Löckchen in die nicht sehr kluge Stirn fielen oder aus der Stirn stiegen, je nachdem es die Mode verlangte, und in deren Augen beständig etwas aussah wie die Luft, die über einem Feuer aufsteigt. Da er von alldem natürlich unterrichtet war, überwachte der rundliche Zweifler damit Ulrichs Wahrheitsliebe, und das Ergebnis befriedigte ihn. Zumindest war es, an seinem Ergebnis gemessen, nicht mehr als das, woraus die Seele der Gegenwart geworden ist, also wenig genug. !« »Es ist aber so« fügte Walter hinzu und legte gegen das Urteil, das er selbst heraufbeschworen hatte, augenblicklich Berufung ein: »Du mußt dich doch zuerst selbst fragen: gibt es Sünde? »Ich auch nicht!« warf Agathe ein und lachte nun wieder, wenn auch eigentlich nicht mit Willen. Und wie jeder junge Mensch habe ich mich anfangs in Arbeit, in Abenteuer und Vergnügen gestürzt; es schien mir gleich zu sein, was man unternehme, sofern es nur mit vollem Einsatz geschehe. Aber statt diesen Vorsatz auch nur einen Augenblick ernst zu nehmen, stellte er sich vor, was Agathe zu ihrem ungewöhnlichen Verhalten bewogen haben möge: er sah dieses als eine unglaublich heftige Gebärde an, durch die sie ihm ihr Vertrauen schenkte und sich in seine Hand gab. Siegmund war aufgestanden und stäubte die Erde von seinen Händen. Ulrich sah nach der Uhr: er war nur eine Viertelstunde spazieren gegangen, und seit er das Leinsdorfsche Palais verlassen hatte, waren es keine fünfundvierzig Minuten. Und nach einer Weile sagte Agathe erfreut: »Aber im Schlaf ist es trotzdem so! »Das bildest du dir doch nur ein!« schrie Walter zur Zimmerdecke empor, die den Himmel vertrat; aber Clarisse verließ mit ihren letzten schwerlosen Worten das Beisammensein und wollte ihn nichts mehr sagen lassen. Ein Versuch über den Roman, Carl Hanser Verlag 2013, 544 Seiten, ISBN 978-3446243545, 34.90 €). »Vielleicht ist es ein Fehler, daß wir uns nicht erst als Greise kennen gelernt haben« sagte sie zu sich selbst und hatte die schwermütige Vorstellung zweier Nebelbänke, die am Abend zur Erde sinken. In diesem Augenblick hatte Agathe daran gedacht, daß auch Ulrich sein Leben vorbeigehn lasse, als währte es ewig. »Was sagen Sie denn zu der Geschichte mit den Triestiner Gemeindeangestellten? »Was sagen Sie zu der Arbeit von Koniatowski?« fragte sie Ulrich. Weder er noch sie ist über den Tod des Vaters erschüttert. Denn die Keuschheit ihrer Lehrerin kannte keine Grenzen, sobald diese durch wissenschaftliche Beleuchtung verwischt wurden. Der denkt jedoch an sein Erlebnis mit Gerda und sagt: „Ich will nicht, Clarisse!“. Gemeinsam mit dem Hund teilen sie das Leben des Mannes!“. Der Mensch fürchtet nämlich den Teufel, der ihm ins Fleisch fährt, auch wenn er so tut, als bekämpfe er ihn, lange nicht so sehr wie die Erleuchtung, die ihm vom Geist kommt. Man weiß dann nicht: schreit man, oder ist es totenstill? Kapitel nicht präsent - der Roman wird ihn aber sogleich als den "Mann ohne Eigenschaften" einführen. »Dir werden auch Zeichen geschickt, wenn du etwas zum Malen findest. Es gibt eben heute eine neue, veränderte Einstellung der Frau zum sexuellen Problem: sie verlangt vom Mann nicht nur ein Tun, sondern ein Tun aus richtiger Erkenntnis des Weiblichen verlangt sie!« Und um Ulrich abzulenken oder weil es ihr selbst Spaß machte, fügte sie erheitert hinzu: »Stell dir bloß vor, wie das auf ihren Mann wirken muß, der von diesen neuen Sachen nicht die leiseste Ahnung hat und das meiste darüber beim Auskleiden im Schlafzimmer erfährt, wenn Diotima, sagen wir, im halb aufgelösten Haar die Nadeln sucht und die Röcke zwischen die Beine geklemmt hat und plötzlich davon zu sprechen anfängt. Die Ursache war vielleicht nur darin zu suchen, daß Ulrich nicht wußte, welchen Grad von Festigkeit er den Erlebnissen zuschreiben dürfe, die ihn bewegten; aber Agathe glaubte oft, er sähe nur noch eine phantastische Ausschreitung in ihnen. „Man müsste ein Siamesisches Zwillingspaar sein“, sagte Agathe noch. »schweren Punkt« sprach. Da ist das Leben so praktisch eingerichtet wie eine moderne Küche: man sitzt in der Mitte, braucht sich kaum zu rühren und kann von seinem Platz aus alle Einrichtungen in Gang setzen. Und plötzlich dachte Agathe völlig außerhalb des Geistes, worin sie diese Tage verbracht hatte: »Ob !« wandte er sein Wort an Agathe. Ich habe das einmal – und wahrhaftig, wenn ich nicht irre, muß ich hinzufügen, daß es im Gespräch mit einer Frau geschehen ist, wo es sehr am Platz war – auch die Akustik der Leere genannt. Ulrich dagegen, wenn sie bei »Zum Beispiel sagt sie ihm: ›Unser Leben ist bisher durch den Wettstreit um unsere persönliche Geltung verdorben worden.‹ Und dann gibt sie ihm zu, daß die vergiftende Wirkung des männlichen Geltungsstrebens auch das ganze öffentliche Leben beherrscht –« Und wenn ein Mensch aus seinem Gewirr von intelligenten Absichten, die ihn mit unzähligen fremden Gegenständen verstricken, für Augenblicke in einen ganz zwecklosen Zustand hinausgehoben wird, wenn er also zum Beispiel Musik hört, ist er beinahe im Lebenszustand einer Blume, auf die Regen und Sonnenschein fällt.« Er wollte zugeben, daß eine ewigere Ewigkeit, als der menschliche Geist in seiner Tätigkeit hat, in seinen Pausen und seinem Verruhen liege; aber nun hatte er bald »Gefühl«, bald »Erleben« gedacht, und das zog einen Widerspruch nach sich.